VITA
Ich wurde am 5. April 1961 in Duisburg geboren. Dort habe ich meine ersten Lebensjahre im rustikalen Stil der 60er Jahre genossen. Ständig draußen, mit Rotznase, schmuddeligen Händen, blutigem Knie und speckiger Lederhose. Allein zwei Dinge hinderten mich an dieser schönen Betätigung:
Der monatliche Friseurtermin und der wöchentliche Musikunterricht. Diesen durfte ich in der Musikschule Krefeld als begabter aber fauler Schüler von meinem 8. Lebensjahr an genießen. Ich hatte Blockflötenunterricht und Musiktheorie bei Helmut Mönkemeyer und Klavierunterricht bei Frau Meinhard. Bei ihr gab es vor den Sommerferien immer eine Einladung in die Eisdiele. Diese Tradition habe ich bis heute in meiner Tätigkeit als Klavierlehrer selbst übernommen, und so kann ich mich über Schülermangel nicht beklagen.
Nach meiner Kindheit in Duisburg bin ich im Alter von 13 Jahren von meinen Eltern in das schöne Siegerland verschleppt worden. Dort habe ich meine Pubertät ohne größere Schäden an Leib und Seele überstanden, um danach im Jahre 1980 ein durchschnittliches Abiturzeugnis in Händen halten zu können. Diesen Zettel besitze ich immer noch, denn er bezeugt den einzigen offiziellen Bildungsabschluss, den ich jemals in meinem Leben zustande gebracht habe. Dazu kam dann später nur noch der Führerschein. Dieser wiederum erlaubt mir bis heute, meine Instrumente und Musikapparaturen in der Gegend herum zu kutschieren, um ein mehr oder weniger interessiertes Publikum mit den mir zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln für ein paar Stunden zu erfreuen.
Ich wollte eigentlich gar nicht Musiker werden, sondern hatte immer Interesse an handwerklichen Tätigkeiten. Dazu kam, daß sich in bestimmten Kreisen der Gesellschaft Anfang der 80er Jahre eine gewisse Akademiefeindlichkeit ausbreitete. Viele meiner Freunde gingen ins Ausland, in die Landwirtschaft oder gründeten alternative Handwerksbetriebe. Nach vier Semestern Germanistik- und Musikstudium an der Universität Siegen folgte auch ich dem Ruf des wahren Lebens: Ich befasste mich mit dem Bau historischer Zupfinstrumente, hatte eine eigene Werkstatt und besuchte Workshops bei Robert Lundberg. Danach wechselte ich nach Amsterdam zu Hans Schimmel und verbrachte dort eine interessante Zeit in seiner Blockflötenwerkstatt.
Ich weiß nicht genau warum, aber im Jahre 1985 bin ich dann doch wieder zur Musik gelangt und bin seitdem stolzer Besitzer einer eigenen Steuernummer mit der Berufsbezeichnung "freischaffender selbstständiger Musiker".
Ein letzter Versuch, einen ordentlichen Hochschulabschluss zu erlangen führte mich 1988 nochmals in die Niederlande, an die Hoogeschool voor de Kunsten / Arnhem. Dort durfte ich bei Rob van den Broeck die Grundlagen des Jazzklaviers erlernen. Der Abschluss natürlich Fehlanzeige - wäre einfach nicht mein Stil gewesen . . .
Meinen Beruf als Musiker liebe ich sehr. Ich durfte bisher viele interessante Mitmusiker, Veranstalter, Schüler, Tontechniker, Instrumentenbauer, Tankstellenbesitzer und Theaterleute kennenlernen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es nochmal genauso machen - auch wenn es neben den schönen Erlebnissen auch oftmals anstrengend und auch richtig blöd gewesen ist.